Wie Erwartungen Beziehungen zerstören


Unzufriedenheit in der Beziehung.

Unfriede in der Beziehung.

Es gibt viele Gründe, warum Frauen in ihren Beziehungen unglücklich sind. Entweder sind beide Parteien einfach nicht kompatibel miteinander oder unterschiedliche Ansprüche sind das Problem. Aber bei vielen scheint es, als hätten sie einen guten Partner gefunden. Und dennoch haben sie das Gefühl, keine erfüllte Beziehung zu führen. Woran kann es also liegen, dass Frau trotzdem unglücklich ist?

Ein Hauptgrund für Unzufriedenheit in der Beziehung sind überzogene Erwartungen. Frauen, wie auch Männer, wollen oft, dass der Partner alles für einen selbst ist. Er soll Mutter, Vater, Beschützer und Seelsorger sein. Er soll so gut zuhören können, wie die beste Freundin, so loyal sein, wie die eigene Schwester und einen beschützen können. Man möchte von ihm lernen und ihm gleichzeitig auch Dinge beibringen. Also Lehrer und Schüler in einem haben. Diese Liste kann endlos weitergeführt werden. Denn die Wünsche an potentielle Lebenspartner scheinen schier unendlich zu sein. Dabei ist es faktisch gar nicht möglich, dass eine Person all diese Eigenschaften erfüllt.

Ein Blick in den eigenen Bekanntenkreis genügt, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Keine Frau hat nur eine einzige Freundin, die sie bei jedem Problem kontaktiert. Im Gegenteil. Freunde sind ein Sammelsurium an Kompetenzen und Eigenschaften, die wir nach Bedürfnissen kontaktieren. Vielleicht kann man mit der besten Freundin über alles reden. Aber die Arbeitskollegin hat einfach die besseren Tipps für Beziehungskrisen. Andere wiederum sind handwerklich begabt und helfen, wenn in der Wohnung etwas ansteht. Fakt ist, dass kein Mensch nur eine einzige Bezugsperson hat. Man hat Freundinnen, um mit ihnen über Probleme zu sprechen und andere, um mit ihnen über die Welt zu philosophieren. Warum aber erwartet man, dass ein Partner all die Eigenschaften verschiedener Freunde als Ganzes verkörpert?

Mit dieser Einstellung ruiniert jeder langfristig seine Beziehung. Viele Frauen beschweren sich beispielsweise, dass sie nicht genug Trost von ihrem Mann bekommen. Oder dass er sie nicht so gut versteht. Und obwohl sonst wahrscheinlich alles passt, haben sie das Gefühl, in einer unbefriedigenden Beziehung zu sein. Sie fangen an, ihre Partnerwahl zu hinterfragen. Dabei ist diese Erwartung doch völlig überzogen. Niemand würde eine Freundschaft hinterfragen, weil die Freundin keine Alleskönnerin ist. Und wenn doch, dann hat man entweder keine richtigen Freunde oder ist immer relativ unglücklich mit ihnen.

Wenn es um das Thema Partnerschaft geht, muss man sich von vornherein Gedanken machen und sich fragen: „Welche Qualitäten sind mir an meinem Partner wichtig? Und welche Eigenschaften wären für mich höchst problematisch?“ Wer sich diese Fragen stellt und weiß, was er will, wird es in Beziehungen leichter haben. Wichtig ist, dass wir unserem Partner auch Fehlbarkeit und menschliche Schwächen einräumen. Es ist ungerecht, zu erwarten, dass der Partner auf die eigenen Bedürfnisse maßgeschneidert ist. Vielmehr muss man versuchen, Dinge, die man eben nicht vom Partner bekommen kann, zu kompensieren. Bleibt man also beim Beispiel des Mannes, der nicht gut zuhören kann, wäre es durchaus eine Möglichkeit, die gesamte Beziehung zu hinterfragen. In diesem Moment stellt man jedoch all seine positiven Eigenschaften und Qualitäten in den Schatten und fokussiert sich nur noch auf einen einzigen Mangel. Viel gesünder wäre es aber, zu akzeptieren, dass der Partner eben nicht der beste Zuhörer ist. Und sich Alternativen zu suchen. Wie beispielsweise die beste Freundin.

Das ist wichtig. Denn die menschlichen Schwächen des Partners zu akzeptieren, bedeutet nicht, dass man auf ein eigenes Bedürfnis verzichten muss. Sondern dass man eben lernt, Fehler zu kompensieren. Es heißt auch nicht, dass man mit seinem Partner nicht mehr über Sorgen und Probleme sprechen soll, sondern dass man es mit einer anderen Erwartung tun muss.


Mit freundlicher Genehmigung von Weltenschubserin.


Aie Al-KhayatAie Al Khaiat-Gornig ist Bloggerin, Pazifistin, Feministin, Weltenbummlerin, angehende Philosophin und Vorsitzende von Engagierte Muslime Deutschland e.V..

 

 

 


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