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Offene Gesellschaft oder Angstgesellschaft?
Die Politiker fast aller Parteien propagieren das Ideal einer „offenen Gesellschaft“. Dieses Modell der „offenen Gesellschaft“ beinhaltet in seiner ursprünglichen Definition auch die Bereitschaft zur ständigen kulturellen Veränderung. Wie passt das mit einer ebenso propagierten „westlichen“ oder auch „jüdisch-christlichen“ Werteordnung zusammen?
In der „offenen Gesellschaft“, die frei von Totalitarismus und feststehenden Ideologien ist, sollen die Menschen ihre kritischen Fähigkeiten entfalten und einen freien Meinungsaustausch pflegen können. Der österreichische Philosoph Karl Popper prägte den Begriff der „offenen Gesellschaft“. Minderheiten sollen darin Möglichkeiten zum politischen und kulturellen Ausdruck finden, wozu auch das Austragen von diskursiven Konflikten gehört.
Verbreitete Ängste: Realitätscheck
In Deutschland reagiert ein großer Teil der Menschen mit Ängsten auf tatsächliche oder vermeintliche Bedrohungen. Bei aktuellen Ergebnissen von Langzeitstudien stehen die Angst vor Terrorismus und vor politischem Extremismus an den ersten Stellen, gleich danach folgt die „Angst vor Spannungen durch Zuzug von Ausländern“ sowie an vierter Stelle die Angst vor noch mehr Asylbewerbern. Dr. Manfred G. Schmidt, Politologe an der Universität Heidelberg, bezeichnete die Top-Ängste 2017 als „sehr hoch“ und „weit über dem üblichen Niveau“.
Ängste vor fremden Menschen oder „dem Fremden“ scheinen also einen großen Teil von uns Deutschen zu bewegen. Die Opferzahl von terroristischen Anschlägen in Europa lag im Jahr 2016 laut Europol bei 142 - davon waren 135 Opfer dem sogenannten „islamistischen Terror“ zu zurechnen. Allerdings hat die terroristische Bedrohung längst nicht das Stadium erreicht, das wir in Europa in den 1970er und 1980er Jahren erlebt haben – damals fielen dem Terror jährlich 100 bis 400 Menschen in Europa zum Opfer. Es handelte sich damals überwiegend um politischen, nicht um religiös motivierten Terror.
Es gibt allerdings einige Dinge, die uns in Deutschland mehr bedrohen als der Terror. Verkehrsunfälle beispielsweise kosten in Deutschland jeden Monat Hunderte von Leben und die Gesamtmortalität durch Alkoholkonsum beträgt jährlich sogar etwa 10 %. Tatsächlich ist die Gefahr in Deutschland, beim Essen zu ersticken, um ein mehrfaches höher als die Gefahr, in Deutschland durch Terror zu sterben.
Im Gegensatz dazu wird aber oftmals die politische und mediale Diskussion über den Islam und Islamismus in einer hysterischen Art geführt, die den Eindruck erweckt, dass einerseits eine religiöse Minderheit von ca. 5% der Menschen in Deutschland vor einer Machtübernahme („Islamisierung“) steht und dass andererseits die Angehörigen dieses Glaubens in ihrer Gesamtheit die Errungenschaften der Aufklärung, der Demokratie – und damit der „offenen Gesellschaft“ – ablehnen würden. Dies ist eine Vorstellung, die weder durch Umfragen noch durch die alltägliche Erfahrungen bestätigt wird.
Zurück zur „offenen Gesellschaft“!
Die Ängste, die sich unter uns verbreiten und die sich auf den Bereich von Terror und Migration konzentrieren, werden ausgerechnet auch von Akteuren maßlos geschürt, die gleichzeitig das Modell der „offenen Gesellschaft“ vertreten. Die hochgehaltene „offene Gesellschaft“, die nach Poppers Vorstellung eng mit der demokratischen Staatsform verknüpft ist, kann aber nicht funktionieren, wenn ihre Teilnehmer(innen) von Angst beherrscht werden – von einer Angst, die die Vernunft unter anderem mit Sicherheitsfragen, Ablehnung anderer Lebensentwürfe, Pauschalisierungen und Vorurteilen betört. Dieser spezifische Alarmismus vor einer Religionsgemeinschaft und Millionen von Menschen bedroht die „offene Gesellschaft“ in Deutschland mehr, als der Islam in seiner extremen Variation mit seinen wenigen Anhängern es je tun könnte.
Marion Käufer ist 2005 zum Islam konvertiert und ist unter verschiedenen Pseudonymen Autorin und Bloggerin.
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Vielen Dank für die sehr wertvollen Statistiken.